Seltene Erden und das Smartphone
Obwohl jedes Smartphone nur geringe Mengen an Metallen, Spurenelementen und Mineralien enthält, summiert sich die Masse an kurzlebigen Geräten und die Vielzahl der darin verbauten Materialien zu einer beispiellosen Dimension. Dies verdeutlicht das globale Ausmaß des Rohstoffabbaus und der umweltzerstörerischen Folgen dieser Technologie.
Hersteller verwenden bis zu 75 der bekannten 118 chemischen Elemente aus dem Periodensystem in einem einzigen Smartphone. Viele dieser Elemente sind als sogenannte „Konflikt-Mineralien“ bekannt wie beispielsweise Gold, Zinn, Kobalt, Coltan oder Wolfram. Ihr Abbau geht oft mit Zwangsarbeit einher und ist mit Blutvergießen verbunden. Darüber hinaus unterstützt der Abbau dieser Materialien häufig totalitäre Staatsformen und finanziert Milizarmeen, was zu einer Vielzahl von Problemen führt.
Konflikt-Mineralien
Ein Beispiel für ein Konflikt-Mineral ist Kobalt, das oft als „Blutdiamant für Batterien“ bezeichnet wird und ein wichtiger Bestandteil von Lithium-Ionen-Batterien für Elektrofahrzeuge, Smartphones und Kameras ist. Etwa 60 % des weltweiten Kobaltabbaus erfolgt unter prekären und gefährlichen Umständen in der Demokratischen Republik Kongo, bevor es vorrangig nach China verkauft wird und von dort aus in den weltweiten Verbrauchermarkt gelangt.
Europium: Ein weiteres und seltenes Erdenmetall, das in zahlreichen Technologien und Produkten verwendet wird. Es wird aufgrund seiner Fluoreszenz in den Euro-Banknoten und Flachbildschirmen eingesetzt. Europium wird hauptsächlich aus dem Abbaugebiet in Papua-Neuguinea und der Bismarck-See gewonnen.
Laut Schätzungen von Brian Merchant1 aus dem Jahr 2017 benötigt ein einzelnes iPhone mit ca. 129 Gramm etwa 34 Kilogramm an Erz zur Herstellung der benötigten Metalle. Angesichts der geschätzten Anzahl von weltweit bereits produzierten 3,9 Milliarden Smartphones (Statistica 2021) ergibt sich eine beeindruckende Menge von rund 133 Millionen Tonnen an Erzgestein.
Dies verdeutlicht den enormen Bedarf an Rohstoffen der mit der Produktion von Smartphones einhergeht und unterstreicht die Bedeutung eines nachhaltigen Umgangs mit Ressourcen.
Im Jahr 2020 hat das Öko-Institut e. V. im Auftrag des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND) einen „Digitalen CO₂-Fußabdruck erstellt mit Daten zur Abschätzung des Herstellungsaufwands, des Energieverbrauchs und der Nutzung digitaler Endgeräte und Dienste.
Die vorliegenden Daten stammen aus diesem Bericht:
- Für die Herstellung eines Smartphones:
100 kg CO₂e / Stück - Hochgerechnet für alle weltweiten 3,9 Milliarden Smartphone-Nutzer wurden bisher Treibhausgas-Emissionen freigesetzt in Höhe von:
390 Millionen Tonnen CO₂e
(entspricht der Hälfte des jährlichen CO₂-Verbrauchs aller Deutschen) - Durch die Nutzung und Konsum von Datenmengen im mobilen Internet durch Videoplattformen, Gaming, Cloud Computing (Tendenz steigend):
81,9 Millionen Tonnen CO₂e / Jahr
Mehr Hintergründe, Zahlen und Vergleiche zum CO₂-Ausstoß findest du hier: Statistiken zum CO₂-Ausstoß
1 Brian Merchant „Everything That‘s Inside Your iPhone“ https://www.vice.com/en/article/433wyq/everything-thats-inside-your-iphone
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